niederrheinisch - nachhaltig 

Neuland "Globale Nachhaltigkeit" -Transformationen ins Ungewisse
VHS-„Grenzlandgrün“-Reihe für „Weltverbesser*innnen“ und „Gutmenschen“zur regionalen und persönlichen Umsetzung der Weltnachhaltigkeitsziele (Agenda 2030) 
 

Viele spürten im Sommer 2018 die diffuse Angst, dass sich die Grundlagen unseres Lebens auf eine Weise ändern könnten, die wir bisher für die nähere Zukunft nicht in Betracht gezogen haben. Wir wollen fair und umweltverträglich leben, Hunger und Armut überwinden und unseren Kindern und Enkeln eine gute Welt hinterlassen. Wir ahnen, dass wir dazu "vor Ort" nicht so weiter machen können wie bisher. Denn es gibt keine Erde, die alle Versprechungen der "Eliten-Projekte" Globalisierung und Europäisierung einlösen könnte. Noch haben wir keine Sprache für die Solidarität mit Fernen und Fremden im globalen Zuhause. 
Seit dem 25. September 2015 gibt es mit der Agenda 2030 einen weltweit gültigen Leitfaden für eine global-nachhaltige Entwicklung. Ihre Kernbotschaften: Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft. Im Englischen spricht man von den "5 Ps": People - Planet - Prosperity - Peace - Partnership. Kernstück der Agenda bildet ein Katalog mit 17 ineinander verzahnten Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable development goals). Sie klingen einfach und gut. Doch deren Umsetzung ist eine riesige Herausforderung. Denn es geht um Weltbilder, Kolonialisierung, Ängste, Hoffnungen und Pfadabhängigkeiten. Es geht um den Ausbruch aus einem "stahlharten Gehäuse der Hörigkeit" (Max Weber) und um die Kritik am finanzmarktbetriebenen Kapitalismus als allein seligmachendes gesellschaftliches Prinzip.

Wie kann ich die Welt verbessern und globale Nachhaltigkeit leben? Was ist eigentlich nachhaltig, naturgemäß und ökologisch? Was bedeuten Heimat und Tradition für das Leben in der Weltgemeinschaft? Wie geht faires Einkaufen? Wem nutzt es? Können wir im Industrieland NRW auf Kohle verzichten, um die Erderwärmung zu begrenzen? Können wir Wohlstand vom Wachstum entkoppeln? Welche Gewinne bringen Suffizienz und Postwachstumsökonomie? Wie können wir mit dem Erbe von Imperialismus, Kolonialismus und gescheiterter Entwicklungshilfe umgehen? Was können wir von Afrika lernen? Welche fragwürdigen Weltbilder verfolgt die traditionelle Volkswirtschaftslehre? Wie setzt sie sich mit neuen Kategorien wie „Cradle to cradle“, Grundeinkommen oder Postwachstum auseinander? Was will die Gemeinwohlökonomie? Was bedeutet weltweite Gesundheit und wie verträglich sind Ökonomie und Medizin? Was könnte die Verschmelzung von Neoliberalismus und Digitalisierung bedeuten? 
Diesen und anderen Fragen ging die elfteilige Veranstaltungsreihe „Neuland“ mit 22 Referenten und Referentinnen nach. Sie fand zwischen dem 13. September und 13. Dezember jeweils donnerstags ab 19 Uhr im VHS-Zentrum, Willy-Brandt-Ring 40, 41747 Viersen statt. Die Teilnahme war kostenfrei.  Die Reihe wird im 1. Halbjahr 2019 unter anderem in Willich mit dem VHS-Arbeitskreis "Global nachhaltig leben" fortgesetzt.  

 

Zur Reihe gehörten folgende Veranstaltungen:

1. Zwischen Anspruch und Umsetzung – Wie lebe ich globale Nachhaltigkeit?
Workshop Nr. M70151 für (angehende) „Weltverbesserer und –verbesserinnen“     

Ein gutes Leben zu führen, unser Ökosystem zu erhalten und Lebensqualität für alle Menschen jetzt und in der Zukunft herzustellen, das ist der hohe Anspruch der Menschen, die „die Welt verbessern“ wollen. Doch was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit und „Eine Welt“ für mich persönlich? Abschied von alten Glaubenssätzen? Sinn statt Gewinn? Kooperation statt Konkurrenz? Bietet nachhaltiges und achtsames Leben die Chance, das Hamsterrad gesellschaftlicher Erwartungen zu verlassen oder kommen nur neue Handlungsanforderungen dazu? Wie kann ich „Global denken – lokal handeln“ in meinem Alltag umsetzen? Und was hindert mich daran?
Im Workshop erarbeiten Sie Anregungen und Impulse für einen kohärenten und zukunftsfesten Alltag. 

Rebecca Türkis M.A. (Jg. 1978) hat Politikwissenschaften, Rechtswissenschaften und Psychologie studiert, ist zertifizierte Managementtrainerin und Individualcoach und leitet das Institut „Hirunda – sustainable coaching“ in Düsseldorf. 

Donnerstag, 13. September 2018, 19.00 – 22.15 Uhr
Donnerstag, 13. Dezember 2018, 19.00 - 22.15 Uhr
VHS-Zentrum, Willy-Brandt-Ring 40, 41747 Viersen, Raum 101
Teilnahme frei,  Anmeldeschluss: 5.9.2018


2. „Schön nachhaltig“ – Über unser Verhältnis zur Natur
VHS-Grenzlandgrünveranstaltung Nr. M720251  

Vom Erdmagnetismus über Bodenbiologie bis hin zur Untersuchung von Magenbakterien. Der Begriff Natur steht für ein buntes Allerlei.  Wir klassifizieren und messen sie, wir hegen sie ein und rotten sie aus. Für den weißen Menschen ist Natur Bedrohung und Ressource zugleich. Was wir über Natur wissen, dient meist der Steigerung ihrer produktiven Kräfte. Denn Natur produziert Ökosystemdienstleitungen, die in Wert gesetzt werden können. Daher wollen die Staaten der Erde mit dem 15. Weltnachhaltigkeitsziel Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern. Dazu zählen auch Tourismus und Bioökonomie. Was prägt unser Verständnis von Natur? Gibt es ein ökologisches Gleichgewicht? Warum werden Menschen im Namen des Naturschutzes vertrieben? Was verbirgt sich hinter der Gaia-Theorie oder dem Anthropozän? Was haben Genscheren mit natürlicher Entwicklung zu tun? Was bedeutet das für die niederrheinische Region? Was hat deren Schönheit mit Nachhaltigkeit zu tun? Was bleibt vom Bild einer romantischen Natur als ein von geistigen Kräften beseelter Raum? Wann wird Natur inszeniert?
Monika Deventer (Jg.1962) ist Dipl.Ing. Landespflege und arbeitet beruflich im Naturschutz.
Prof. Dr. Ingar Janzik arbeitet am Institut für Pflanzenwissenschaften (Plant Sciences) des Forschungszentrums Jülich. Sie ist stellvertretende Leiterin der Geschäftsstelle des Bioeconomy Science Center, dem Forschungsverbund für Bioökonomie in Nordrhein-Westfalen. Sie .hat in Bochum Biologie studiert und promovierte an der ETH Zürich. Es folgten eine kurze Postdoc-Station im Forschungszentrum Jülich und eine Juniorprofessur an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf. Seit 2008 ist sie Professorin für Grüne Biotechnologie an der FH Aachen Ihr Forschungsschwerpunkt ist der pflanzliche Sekundärmetabolismus.
Dr. Gabriele M. Knoll (Jg. 1954) ist Geographin, Kunsthistorikerin, Reiseleiterin, Ausbilderin und Autorin zahlreicher Bücher und Artikel zum Themenfeld 'Reisen'. Seit 2011 ist sie Dozentin im Bereich 'Nachhaltiger Tourismus' an der Hochschule Rhein-Waal und seit 2016 an den Fresenius-Hochschulen in Köln und Düsseldorf.
Dr. Ansgar Reichmann leitet die Biologische Station Krickenbecker Seen.

Donnerstag, 20. September 2018, 19.00 – 21.15 Uhr
VHS-Zentrum, Willy-Brandt-Ring 40, 41747 Viersen, Raum 101
Teilnahme frei,  Anmeldeschluss: 12.9.2018

 

3. Entgrenzen und Abschotten  Auf der Suche nach Heimat in der Einen Welt (entfällt)
VHS –Veranstaltung Nr. M720351 

Die Agenda 2030 setzt ihre Zielmarken weitgehend in Sektoren wie Gesundheit, Energie, Bildung, Ernährung. Aber wir leben nicht in  geistigen Sektoren, sondern in physischen Räumen. Die reichen offenbar nicht mehr für den globalen Traum nach Wohlstand und Wachstum für  alle. Zum  20. Mal rufen Akteure des Ländlichen Raums rund um den Erntedanksonntag zum Tag der Regionen auf, um den Blick für regionale Kreisläufe im globalen Miteinander zu schärfen. Motto: „Weil Heimat lebendig ist“. Grund genug um Begriffe wie Kunst, Heimat, Tradition und Gemeinschaft aus ihrem wirtschaftskulturellen Nischencharakter herauszuholen und ihre möglichen Impulse für eine kommende Gemeinschaft zu diskutieren? Wie stehen räumlicher und geistiger Heimatverlust zueinander? Was ist der erweiterte Kunstbegriff nach Joseph Beuys? Was ist eine soziale Plastik, die Globales und Lokales verknüpft? „Wer bin ich – wer will mich?“ - Wie lässt sich die menschliche Leidenschaft für Identität, Heimat und Grenzen mit globalen Perspektiven verbinden? Was ist interkulturelle Kompetenz und wie können wir sie entwickeln?

Jeyaratnam Caniceus (Jg. 1966) hat als Bürgerkriegsflüchtling 1985 seine Heimat verlassen und fand Asyl im niederrheinischen Grenzland. Er arbeitet als Elektromeister und hat sich als engagierter Grüner jahrelang um Fragen der Migrationspolitik gekümmert. 2017 verlor er seine  politische Heimat. Seitdem engagiert er sich als unabhängiger Kommunalpolitiker, der sich erfolgreich für das immaterielle Kulturerbe des Rheinlands oder für „urban gardening“ stark macht.
Kevin Ndeme-Nguba Matuke (Jg. 1977) stammt aus Kamerun, lebt seit 1999 in Deutschland und ist Dipl-Ing. für Raumplanung und Master of Science in Spatial Planning in Developing Countries. Er ist Mitglied des Dortmunder Integrationsrats.
Nicole Peters (Jg. 1973) macht sich seit fast 20 Jahren mit Ihrem Atelier für das soziale Wirken in der Kunst und  in  vielen niederrheinischen Projekten für den erweiterten Kunstbegriff und die soziale Plastik im Sinne von Joseph Beuys stark. 


4. Entfesselt und fair: Welt retten mit dem Einkaufskorb?
VHS-Grenzlandgrünveranstaltung Nr. M720451 

Mit dem Ziel Nr. 12 sollen Konsum- und Produktion nachhaltig gestaltet werden. Dabei spielen Interessen, Humankapital, Rohstoffe und Absatzmärkte eine Rolle im  Bemühen um Wohlstand, Gerechtigkeit und faire Teilhabe. Seit den 1990er Jahren haben sich mit dem Zusammenbruch des Ostblocks, dem Konsens von Washington und der Entwicklung eines weitgehend deregulierten globalen Finanzmarkts Vorzeichen und Ausmaß des Welthandels grundlegend gewandelt. In jüngster Zeit ist die Diskussion um „Protektionismus gegen Freihandel“ wieder entflammt. Viersen und viele andere Kommunen sind zertifizierte „Fair Tradetowns? Wo liegen die Grundzüge der Entwicklung? Wie reagieren Unternehmen darauf? Was steckt hinter CSR? Was ergibtsich daraus für uns als Verbraucherund Verbraucherinnen? Was bedeutet Fairer Handel? Welche Grundsätze verfolgt er? Welche Siegel spielen eine Rolle? Was ist mit der öffentlichen Beschaffung nach dem NRW-Entfesselungspaket? Wie kann menschenwürdiges Wirtschaften gestärkt werden? Was muss Politik tun, um Wege für global-nachhaltiges Handeln zu ebnen? 

Eva-Maria Reinwald ist Politikwissenschaftlerin (MA). Sie hat ein Lehramtsstudium (Gesellschaftswissenschaften, Deutsch und Ev. Religion) an der Universität Wuppertal und daran anschließend einen Masterstudiengang mit Schwerpunkt Demokratie und Globalisierung an der Universität Greifswald absolviert. Nach Tätigkeiten in der politischen Bildung und im kirchlichen Engagement ist sie seit April 2016 Promotorin für Globale Wirtschaft und Menschenrechte beim SÜDWIND-Institut arbeitet als Fachpromotorin für globale Wirtschaft und Menschenrechte.
Prof. Dr. Martin Wenke ist Diplom-Volkswirt und Professor für Ökonomie und Ökologie an der Hochschule Niederrhein. Im EthNa Kompetenzzentrum unterstützt er Unternehmen dabei, ökonomisch erfolgreiches Handeln sozial und ökologisch verträglich zu gestalten.

Donnerstag, 4. Oktober 2018, 19.00 – 21.15 Uhr
VHS-Zentrum, Willy-Brandt-Ring 40, 41747 Viersen, Raum 101
Teilnahme frei,  Anmeldeschluss: 26.9.2018 


5. Smart und erneuerbar: Was passiert hinter der Steckdose?
VHS-Grenzlandgrünveranstaltung Nr. M720551    

Energie soll bezahlbar, verlässlich und sauber sein – so steht’s im Weltnachhaltigkeitsziel Nr. 7. Denn um die Ziele des weltweiten Klimaschutzvertrages zu erfüllen, müssen wir bis 2030 global auf den Verbrauch und die Förderung von Kohle verzichten. Für ein Industrieland wie NRW eine besondere Herausforderung. Die Chancen sind da. Kaum jemand hat den drastischen Siegeszug der erneuerbaren Energiequellen vorausgesehen. Für den weiteren Erfolg ist  ein Umdenken bei der Stromerzeugung, beim Transport und Verbrauch erforderlich. Was passiert gerade? Welche Veränderungen sind notwendig? Welche Chancen und Risiken bieten intelligente Stromnetze?

Carolin Höher hat European Law und International Business in Maastricht und Enschede studiert und arbeitet seit 2016 als Wissenschaftsjournalistin mit dem Schwerpunkt "Energie" 
Tafil Pufja ist Geschäftsführer der NEW Re GmbH

Donnerstag, 11. Oktober 2018, 19.00 – 21.15 Uhr
VHS-Zentrum, Willy-Brandt-Ring 40, 41747 Viersen, Raum 101
Teilnahme frei,  Anmeldeschluss: 2.10.2018

 

6. Wo wachsen und wie schrumpfen? – Nachhaltige Entwicklung und Turbokapitalismus
VHS-Grenzlandgrünveranstaltung Nr. M720651 

„Gute Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum“ so lautet das 8. Nachhaltigkeitsziel der Agenda 2030. In den am wenigsten entwickelten Ländern soll ein jährliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von mindestens 7 % aufrecht erhalten werden. In den Nachhaltigkeitswissenschaften ist es das umstrittenste Ziel, denn es birgt gesellschaftlichen Sprengstoff und steht im Konflikt zu den ökologischen Grenzen unseres Planeten und der zunehmend ungleichen Einkommensverteilung.
„Small is beautiful“, „Weniger ist mehr“, „Gut leben statt viel haben.“ Die Grenzen des Wachstums sind spätestens seit 1972 Thema. Und dennoch: Wachstum gilt immer noch als die entscheidende Quelle des globalen Wohlstands. Aber es ist alles andere als eine schlechte Idee, sich vom permanenten Wirtschaftswachstum zu verabschieden. Denn „Wohlstand für alle“ bringt es schon lange nicht mehr. Die Früchte des Wachstums in der „Cowboy-Ökonomie“ sind ungleich verteilt. Viele verlieren.
Welche Gewinne bringen Suffizienz und Postwachstumsökonomie? Können wir Wohlstand und Wachstum entkoppeln? Was können wir noch heute von Ivan Illich, André Gorz, Ernst F. Schumacher, Dennis Meadows & Co. lernen?

Dr. Norbert Nicoll (Jg. 1981) ist ein belgischer Politikwissenschaftler und Ökonom. Er studierte Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre sowie Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Im Jahr 2008 erfolgte die Promotion in Politikwissenschaft an der RWTH Aachen. Der Autor forscht zur Medien-, Wirtschafts- und Außenpolitik. Er ist Mitglied des wirtschafts- und globalisierungskritischen ATTAC-Netzwerks. Bücher: Adieu Wachstum. Vom Ende einer Erfolgsgeschichte (2016). Neoliberalismus. Ungleichheit als Programm (2013), Hat die Zukunft eine Wirtschaft? - Das Ende des Wachstums und die kommenden Krisen (2011), "Die ökonomische Rationalität in die Öffentlichkeit tragen" - Zur Arbeit und Wirkungsweise der Initiative Neue soziale Marktwirtschaft (2009), Attac Deutschland. Kritik, Stand und Perspektiven (2005)

Donnerstag, 1. November 2018 (Allerheiligen), 19.00 – 21.15 Uhr
VHS-Zentrum, Willy-Brandt-Ring 40, 41747 Viersen, Raum 101
Teilnahme frei,  Anmeldeschluss: 24.10.2018

 

7. Nachhaltig leben: Was wir von Afrika lernen können
VHS-Grenzlandgrünveranstaltung Nr. M720751   

„Nachhaltige Entwicklung: Der Begriff ist auch ein Erbe des Imperialismus, des Kolonialismus und der  gescheiterten Entwicklungshilfe. Daher fordert das Ziel 17 der Agenda 2030, die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben zu erfüllen. Zur aktiven globalen Partnerschaft gehört der Austausch von Wissen, Fachkenntnissen, Technologien und sozialen Innovationen. Unser Blick auf Afrika ist dabei noch allzu oft geprägt von den Normen des Industriekapitalismus, der Aufklärung und dem Bild der Rückständigkeit nichteuropäischer Kulturen. Dies gilt neuerdings auch für die Umsetzung der ökosozialen Nachhaltigkeitskriterien. Welche Perspektiven auf Modernisierung, sozialen Zusammenhalt und Produktionsweisen kommen eigentlich in unserem Weltbild zu kurz?

Tina Adomako stammt aus Ghana, ist Fachpromotorin für Empowerment und interkulturelle Öffnung im Eine Welt Netz NRW Promotor*innen Programm, freie Journalistin, und Vorstandsmitglied der Neuen deutschen Medienmacher. Sie beschäftigt sich u.a. mit Fragen der Gleichstellung, Diversity und der Integration in Gesellschaft, Politik und in Betrieben.

Donnerstag,  8. November 2018, 19 – 21.15 Uhr
VHS-Zentrum, Willy-Brandt-Ring 40, 41747 Viersen, Raum 101
Teilnahme frei,  Anmeldeschluss: 31.10.2018 

 

8. Wirtschaft anders denken: Abschied von fragwürdigen Weltbildern
VHS-Grenzlandgrünveranstaltung Nr. M720851  

„Fachmenschen ohne Geist, Genußmenschen ohne Herz: dies Nichts bildet sich ein, eine nie vorher erreichte Stufe des Menschentums erstiegen zu haben“. Was der Soziologe Max Weber vor rund einhundert Jahren als eine mögliche Endphase des Kapitalismus beschrieben hat, können wir auch anders denken, wenn wir uns in der Volkswirtschaftslehre mit neuen Kategorien und Entwicklungen auseinandersetzen: Grundeinkommen, Postwachstum, Gemeinwohlökonomie, Recycling, Cradle to cradle.
Es gilt, sich von fragwürdigen Weltbildern zu verabschieden. Marktliberale schimpfen auf „den Staat“, „Ökos auf „die Wirtschaft“ und beide auf „die Politik“ Sie übersehen dabei, dass wir alle diesen Staat und diese Politik ausmachen und Wirtschaft mehr ist als bestimmte Weltkonzerne. 

Der Mensch ist mehr als ein homo oeconomicus. Geld arbeitet nicht. Es sind auch keine unsichtbaren Hände, die einen freien Markt lenken. Und Wirtschaft ist keine riesengroße Produktionsmaschine, die wir mit rauchenden Schloten aufrecht erhalten müssen…Es ist an der Zeit, sich von angestaubten Glaubenssätzen und Lehrbuchweisheiten zu verabschieden.

Patrick Brehm (Jg. 1970) lebt in Wuppertal und unterrichtet Wirtschaftswissenschaften und Englisch an kaufmännischen Berufsschulen. In verschiedenen Netzwerken und Veröffentlichungen hat er sich auf die  Verbindung von traditioneller Wirtschaftslehre mit Zukunftsfragen aus dem Nachhaltigkeitsdiskurs spezialisiert.

Donnerstag, 15. November 2018, 19.00 – 21.15 Uhr
VHS-Zentrum, Willy-Brandt-Ring 40, 41747 Viersen, Raum 101
Teilnahme frei,  Anmeldeschluss: 7.11.2018

 

9. Gemeinwohlökonomie: Wenn Wirtschaft ethisch wächst
VHS-Grenzlandgrünveranstaltung Nr. M720951 

„Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern“ Bisher wird das 8. Weltnachhaltigkeitsziel unter den Kriterien eines Wirtschaftssystems diskutiert, das Menschenwürde und ökologische Stabilität mit Profitinteressen abwägen kann. Was aber wäre, wenn Wirtschaftswachstum sich nicht in geldwerten Produkten und Dienstleistungen misst, sondern an Kriterien, die für mehr Gemeinwohl, mehr Menschenwürde, mehr Nachhaltigkeit und mehr demokratische Mitbestimmung stehen? 2015 hat der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss beschlossen, die Gemeinwohlökonomie in den europäischen Rechtsrahmen zu integrieren und den europäischen Binnenmarkt über eine verstärkt ethische Wirtschaft voranzubringen. Wie sieht eine ökosoziale Wirtschaftsordnung aus? Was hat sie mit Corporate social responsibiltiy (CSR), Kreislaufwirtschaft, Share economy, blue economy oder green economy zu tun? Wie praxistauglich ist die Gemeinwohlökonomie?

Der Fotograf Jan Ovelgönne (Jg. 1975) hat im Rahmen einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit an der FH Dortmund die Möglichkeiten und Grenzen der Gemeinwohlökonomie als Gegenentwurf zum Kapitalismus neoliberaler Prägung beleuchtet.
Dr. Ralf Resch leitet in Neuss RARENA,  ein Büro für Nachhaltigkeitsberatung, Projektbegleitung und Moderation. RARENA beschäftigt sich mit alternativen Wirtschaftsmodellen, um Wirtschaft und Gesellschaft konzeptionell und praktisch weiterzuentwickeln. Dazu gehört die Gemeinwohlökonomie, bei der RARENA in der AG Unternehmensbetreuung sowie in der Regionalgruppe Niederrhein mitarbeitet. In dieser wurden für die letzten Jahre Gemeinwohlbilanzen erstellt und in einer Peer Group von Unternehmern validiert.

Donnerstag, 22. November 2018, 19.00 – 21.15 Uhr
VHS-Zentrum, Willy-Brandt-Ring 40, 41747 Viersen, Raum 101
Teilnahme frei,  Anmeldeschluss: 14.11.2018

 

10. Wirtschaft, Ethik und Gesundheit: Krankheiten als Wachstumsmotor?
VHS-Grenzlandgrünveranstaltung Nr. M721051 

Ohne Gesundheit kein Frieden. Das Weltnachhaltigkeitsziel Nr. 3 will daher ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern. Es möchte den Zugang zu hochwertigen grundlegenden Gesundheitsdiensten und unentbehrlichen Arzneimitteln sichern. Während es in Ländern des globalen Südens vorrangig um die Bekämpfung von Seuchen und armutsbedingten Krankheiten geht, haben wir in den reichen Staaten längst eine historisch neue Dimension des Umgangs mit Krankheit und Gesundheit erreicht. Der Druck auf die Politik, Gesundheit und Wohlbefinden als Daseinsvorsorge für alle zu gewährleisten, ist gesunken. Schließlich ist volkswirtschaftlich gesehen der Kranke mindestens so wertvoll wie der Gesunde. Unfälle und Krankheiten tragen zum Wirtschaftswachstum bei. Betriebswirtschaft wird zum wichtiger werdenden Faktor für ärztliche Entscheidungen und Gesundheitsprävention zunehmend zur Privatsache. Wie verträglich sind Ökonomie und Medizin? Was muss passieren, um das 3. Weltnachhaltigkeitsziel global zu erreichen? 

Herbert Hochheimer praktizierte als Psychotherapeut und Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und traditionelle chinesische Medizin. Er ist Mitglied bei IPPNW, den Internationalen Ärzten in sozialer Verantwortung und für die Verhütung des Atomkrieges.
Dr. Charles K. Ntuité* arbeitet als Internist in Viersen und ist Gründer und Sprecher des Vereins „SOS-Re.De.Co“, der mit seinem Konzept medizinische und ärztliche Hilfe im Kongo leisten möchte.
Dr. Ralph Thoms ist Internist und Hausarzt.

Donnerstag, 29. November 2018, 19.00 – 21.15 Uhr
VHS-Zentrum, Willy-Brandt-Ring 40, 41747 Viersen, Raum 101
Teilnahme frei,  Anmeldeschluss: 21.11.2018


 


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