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19.12.2022
Neue Rekorde beim globalen Kohleverbrauch
Trotz eines Rückgangs in den Vereinigten Staaten wird der weltweite Kohleverbrauch der Internationalen Energieagentur zufolge im Jahr 2022 wohl so hoch liegen wie in keinem Jahr zuvor. Mehr als 8 Milliarden Tonnen verbrannter Kohle stellten die bisherigen Rekorde aus den Jahr 2013 und 2021 in den Schatten. Ursache seien ein robustes Wachstum der Kohlekraft in Indien und der Europäischen Union (EU) sowie kleinere Zuwächse in China.
Nach dem coronabedingten Einbruch 2020 überstieg die weltweite Kohlenachfrage im Jahre 2021 teilweise die Kapazitäten der Kohleproduktion. In China und Indien führte Kohleknappheit im Jahre 2021 zu Stromausfällen und stillgelegten Fabriken.
Im Dezember 2021 prognostizierte die Internationale Energieagentur, dass die Kohleproduktion 2022 ein Allzeithoch erreichen werde. (1) Obwohl das globale Wirtschaftswachstum 2022 geringer ausgefallen ist als 2021 erwartet, hat sich diese Prognose bewahrheitet. In 2022 habe die russische Invasion in die Ukraine und deren Folgen die Dynamik des globalen Kohlehandels weiter nach oben gedrückt. (2)
Die Energieagentur analysiert in ihrem Bericht „Coal 2022“ (2) die jüngsten Trends des Kohlemarkts und prognostiziert die weitere Entwicklung bis 2025. Sie geht davon aus, dass der globale Kohleverbrauch bis 2025 auf dem hohen Niveau des Jahres 2022 bleiben wird. Kohle bleibe weiterhin die mit Abstand größte Einzelquelle für Kohlendioxidemissionen im globalen Energiesystem.
Europa sei eine der Regionen, die am stärksten von der Energiekrise betroffen sei, da sie auf russische Erdgaslieferungen durch Pipelines angewiesen ist. Witterungsbedingt niedrigere Wasser- und Atomkraftleistungen in Verbindung mit technischen Problemen in französischen Atomkraftwerken belasteten das europäische Stromsystem zusätzlich.
Als Reaktion darauf haben einige europäische Länder ihre Nutzung der Kohlestromerzeugung erhöht und gleichzeitig den Einsatz erneuerbarer Energien beschleunigt und in einigen Fällen die Laufzeit von Atomkraftwerken verlängert.
Drohende Gasknappheit und mögliche Probleme bei der Sicherstellung einer ausreichenden Stromversorgung führten dazu, dass einige Kohlekraftwerke, die stillgelegt oder in Reserve gelassen wurden, wieder auf den Markt gekommen seien. Dies beträfe vor allem Deutschland mit einer zusätzlichen Kohlekraftwerkskapazität von 10 Gigawatt (GW)
In China habe die geringe Wasserkraftleistung im Sommer 2022 inmitten einer großen Hitzewelle die Stromerzeugung aus Kohle deutlich in die Höhe getrieben. Im August stieg die Kohlestromerzeugung in China im Jahresvergleich um rund 15 % auf über 500 Terawattstunden (TWh). Dieses monatliche Erzeugungsniveau sei höher als die gesamte jährliche Kohlestromerzeugung jedes anderen Landes, mit Ausnahme von Indien und den Vereinigten Staaten.
Zwei Drittel des weltweiten Kohleverbrauchs entfallen auf Indien und China. Dort sei Kohle das Rückgrat der Elektrizitätssysteme. Gas mache nur einen Bruchteil der Stromerzeugung aus. Daher waren dort die Auswirkungen höherer Gaspreise auf die Kohlenachfrage begrenzt. Dennoch habe der erhöhte Kohleverbrauch in diesen Ländern einen Teil des Gases ersetzt, das von anderen Regionen gekauft wurde, die bereit waren, mehr dafür zu zahlen.
Die Kohlepreise stiegen im März und dann erneut im Juni auf ein beispielloses Niveau. Preistreiber waren die Belastungen durch die globale Energiekrise, insbesondere die Spitzen der Erdgaspreise und die “ungünstigen Wetterbedingungen” in Australien, einem wichtigen internationalen Kohlelieferanten,
Die Energieagentur prognostiziert, dass die Kohlenachfrage in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften in den kommenden Jahren sinken wird, da erneuerbare Energien sie zunehmend für die Stromerzeugung verdrängen. Schwellen- und Entwicklungsländer in Asien würden jedoch gleichzeitig den Kohleverbrauch erhöhen, um ihr Wirtschaftswachstum anzukurbeln, auch wenn sie gleichzeitig erneuerbare Energiesysteme ausbauen.
Die Entwicklungen in China, dem größten Kohleverbraucher der Welt, hätten in den kommenden Jahren den größten Einfluss auf die globale Kohlenachfrage, aber auch Indien werde von Bedeutung sein.
Der Coal Market Report der IEA wird seit 2011 jedes Jahr im Dezember veröffentlicht und hat sich zum globalen Maßstab für Nachfrage-, Angebots- und Handelsprognosen für Kohle entwickelt.
Er zeigt auch, wie weit die Welt in ihren Bemühungen, die CO2-Emissionen zu senken, vom Weg abkommt und Jahr für Jahr die Chance verringert, die industrialisierungsbedingte Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Im November 2021 hatten sich die Staaten der Welt auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow erstmals dazu verpflichtet, den Ausstieg aus der Energiegewinnung durch Kohle einzuleiten und die Subventionen für fossile Brennstoffe abzuschaffen. Derweil steigen die Treibhausgasemissionen weiter an und das verbleibende CO2 Budget wird voraussichtlich in neun Jahren aufgebraucht sein. (3)
Verweise
1. International Energy Agency. Coal 2021. Analysis and forecast to 2024. [Online] 17. Dezember 2021. https://iea.blob.core.windows.net/assets/f1d724d4-a753-4336-9f6e-64679fa23bbf/Coal2021.pdf
2. International Energy Agency. Coal 2022. Analysis and forecast to 2025. [Online] 16. Dezember 2022. https://iea.blob.core.windows.net/assets/91982b4e-26dc-41d5-88b1-4c47ea436882/Coal2022.pdf
3. Pierre Friedlingstein u.a. Global Carbon Budget 2022. [Online] 11. November 2022. https://essd.copernicus.org/articles/14/4811/2022/
Grenzlandgruen - 18:25 @ Umwelt und Gesundheit, Infrastrukturen und Daseinsvorsorge | Kommentar hinzufügen
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